Den Grabungsfunden von 1955 zufolge gab es von 974 bis 1000 n.Chr. bereits eine Klosterkirche. Es handelte es sich hierbei um einen langgestreckten, saalartigen Raum, dem sich im Osten vermutlich ein kleiner quadratischer Chorraum und im Westen eine schmale, dreigeteilte Vorhalle mit Vorhof anschlossen. Die Anlage wurde im 11. Jahrhundert um einen Westturm erweitert, über dessen Gestalt jedoch keine Kenntnisse vorliegen.
Um 1100 lassen Stelle und Ausmaße des Baus eine völlige Neuplanung vermuten, von der jedoch nur die Krypta und der Chor zur Ausführung gelangten. Kurze Zeit später wurde dagegen der Gründungsbau um zwei Seitenschiffe und zwei Kapellenbauten erweitert. Von dieser Planung kündet noch heute das mächtige Westwerk des Münsters. Es sollte aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem alten Chor durch ein dreischiffiges Langhaus verbunden werden, das dem Wandaufbau des Westturms zufolge mit einer Flachdecke hätte abgeschlossen werden müssen.
Von 1228 bis1239 erhielt das Langhaus des Münsters seine heutige Gestalt. Beginnend bei den Seitenschiffen schritt der Bau von Westen nach Osten bis zur geplanten Vierung voran. Doch schon die Einwölbung des Mittelschiffes musste auf spätere Zeiten verschoben werden (sie erfolgte erst im 15. Jahrhundert). Ebenso wenig konnte Dreikonchenchor - der nach Kölner Vorbildern geplante war - realisiert werden. Auf ihn weisen aber heute noch die mächtigen Bündelpfeiler der an dieser Stelle vorgesehenen Vierung hin.
Zwischen 1256 und1277 wurde der Gedanke eines neuen Chores wieder aufgegriffen, nun jedoch einer anderen Bauidee folgend, als Langchor im gotischen Stil. Für seine Planung und Durchführung konnte der Kölner Dombaumeister Gerhard - der erste Baumeister des Kölner Doms - gewonnen werden.
Wenn die eigentliche Baugeschichte mit der Weihe 1275 durch Albertus Magnus abgeschlossen ist, muss trotzdem auf die weitere Entwicklung eingegangen werden. Ende des 17. bis Mitte des 18. Jahrhunderts wurde zunächst das Innere der Kirche, später auch der Turm barockisiert. Der Turm erhielt eine geschweifte Haube mit Laterne, die Pfefferbüchse, wie die Gladbacher sagten.
Nachdem Jahrzehnten ohne Pflege und Unterhaltung bewahrte eine Initiative der Bürger das Münster vor dem Verfall. Von 1857 bis 1873 brachte ein Verein zur Wiederherstellung des Münsters die erforderlichen Mittel zur grundlegenden Restaurierung auf. Der beauftragte Kölner Dombaumeister Vincenz Statz griff dabei leider empfindlich in die mittelalterliche Substanz ein. Eine für das Erscheinungsbild nachteilige Maßnahme war die 1892 vorgenommene Beseitigung der Barockhaube und die Erhöhung des Turmes um ein gemauertes Geschoß mit einem überhohen, achtseitigen Helm. Dieser wurde wegen seiner Kupferdeckung zu Ende des ersten Weltkriegs abgenommen, das Kupfer eingeschmolzen und für die Waffenproduktion verwendet.
Im zweiten Weltkrieg wurde das Münster durch zwei schwere Luftangriffe 1943 sowie 1944 bis auf die Außenmauern zerstört. Erneut war es eine Bürgerinitiative, die das Bauwerk vor dem völligen Verfall rettete. Der 1947 gegründete Münster-Bauverein schaffte es, mit Unterstützung des Landes NRW, des Bistums Aachen, der Stadt Mönchengladbach sowie zahrleichen Spenden der Mönchengladbacher Bürger, die sich über Konfessionen und Parteigrenzen hinweg für ihr Münster engagierten, das Wahrzeichen der Stadt bis Ende der fünfziger Jahre wiederaufzubauen.
Die Weihe des Münsters erfolgte am 28. April 1275 durch Albertus Magnus. 1974 wurde es von Papst Paul VI. in den Stand einer Basilica minor erhoben.
Weitere Informationen zum Münster und seiner Geschichte finden sich auf der Website der Pfarre Sankt-Vitus. Diese Seiten dienten auch als Quelle für die nebenstehenden Ausführungen.
Albertus Magnus (∗ um 1200 in Lauingen an der Donau; † 15. November 1280 in Köln) war ein deutscher Gelehrter und Bischof, der wegbereitend für den christlichen Aristotelismus des hohen Mittelalters war. Im Jahr 1622 wurde er selig- und am 16. Dezember 1931 von Papst Pius XI. heiliggesprochen und zum Kirchenlehrer erklärt.
Mehr Informationen zu Albertus Magnus gibt es auf Wikipedia.
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