Seit dem Mittelalter ernährte sich die Bevölkerung neben der Landwirtschaft von der Handweberei, wobei besonders das aus dem in der Region angebauten Flachs gewonnene Garn zu Leinentuch verarbeitet wurde.
Eine Konzentration von Handel und Produktion im Textilsektor ist schon im 16. Jh. zu beobachten. Damals entwickelte sich vermutlich das Verlagssystem. Der Weber stellte die Tuche her und der Kaufmann vertrieb sie.
Ähnliches lässt sich zum gleichen Zeitraum bei den Mönchengladbacher Büchsenmachern beobachten, die arbeitsteilig Lauf, Feuerschlösser, Zünder und Schäfte herstellten und die Feuerwaffen über ihre Bruderschaft verkauften. Als Weber und Kaufleute hatten sich auch die aus Mönchengladbach, Rheydt und Wickrath vertriebenen Mennoniten betätigt.
Schon 1747 beschäftigte der Elberfelder Kaufmann Ullenberg in Mönchengladbach und Umgebung Baumwollweber. 1804 wurden in Mönchengladbach bereits 10.000 Stück Baumwolltuch hergestellt. Außerdem öffnete sich nun für hiesige Unternehmer der große französische Binnenmarkt. Schließlich brachte die Kontinentalsperre einen erheblichen Aufschwung für die Leinenherstellung.
Nach der Aufhebung der ursprünglichen Begünstigung Ullenbergs im Jahr 1801 strömten schließlich zahlreiche bergische Textilkaufleute nach hier, die schnell Fuß fassten und zu den führenden Köpfen der frühen Industrialisierung wurden.
Zunächst hatte das Leinengewerbe noch Konjunktur und ließ Rheydt zum Mittelpunkt der Leinenproduktion werden. Nach einer Krise zu Anfang der Preußenzeit durch den Verlust des französischen und niederländischen Markts ging ab 1830 das Textilgewerbe wieder gut.
Um 1860 wurde die mechanische Weberei für Baumwoll- und Halbwollprodukte eingeführt und 20 Jahre später war die Zeit der Leinenproduktion und der Handweberei endgültig vorbei. Auch die Landwirtschaft wurde immer bedeutungsloser und zog sich zum Ende des 19. Jh. in einige ländliche Vororte der Textilstädte Mönchengladbach und Rheydt zurück.
Trotz der durch den Bürgerkrieg in den USA verursachten Rohstoffknappheit für Baumwolle wuchs die Textilindustrie ab 1861. Mönchengladbach wurde zum Zentrum der Baumwollindustrie in Westdeutschland und erhielt den Namen "rheinisches Manchester".
Am Ende des 19. Jh. entstanden in Mönchengladbach und Rheydt aus Webereien Kleiderfabriken. In Odenkirchen hatten sich noch bis 1890 Seidenhandwebstühle gehalten. Doch wurde die mechanische Baumwollweberei und Baumwollspinnerei nach der Jahrhundertwende auch hier zum beherrschenden Wirtschaftszweig.
Das seit dem 18. Jh. in Wickrath ansässige Textilgewerbe mit Verarbeitung von Wolle, Leinen und Seide wurde wie im ganzen Raum bis zum Ende des 19. Jh. mechanisiert.
Eng verbunden mit der Textilindustrie im Mönchengladbacher Raum war die Entstehung der Maschinenindustrie. Aus Reparaturwerkstätten für die zunächst noch importierten Spinnmaschinen und Webstühle Ende des 19. Jh. entwickelten sich eigene Maschinenfabriken.
Auch die gleichzeitig entstandene Papierindustrie war teilweise Zulieferer für die Textilfabriken, da sie Papierhülsen für die Spinnereien herstellte.
Für den allgemeinen Bürobedarf wurden im Mönchengladbacher Raum zahlreiche Druckereien gegründet. Eine besondere Bedeutung erlangte die Druckerei von Bernhard Kühlen, die mit religiösen Bildern vor allem im kleineren Format einen internationalen Ruf erwarb und ihrem Besitzer Ende des 19. Jh. den Titel eines „päpstlichen Verlegers" einbrachte.
Mit der Einführung und Entwicklung der Elektrizität entstanden in Rheydt im späten 19. Jh. ein Kabelwerk und ein Elektromotorenwerk. Eine weitere schon 1872 gegründete Maschinenfabrik spezialisierte sich auf den Signal- und Armaturenbau.
Der 1859 in Rheydt geborene Hugo Junkers, einer der bedeutendsten deutschen Flugzeugkonstrukteure, entstammte einer angesehenen Rheydter Fabrikantenfamilie. 1919 brachte er das erste echte Verkehrsflugzeug auf den Markt. Seine bekannteste Maschine war die JU 52. Er starb, von den Nationalsozialisten verfemt, 1935.
Eine Arbeiterbewegung entwickelte sich im Mönchengladbacher Bezirk um 1860/70. Die Unternehmer versuchten, soziale Probleme ab den 70er Jahren des 19. Jh. u. a. dadurch zu lösen, dass sie es ihren Arbeitern ermöglichten, durch sie erbaute Häuser zu erwerben. Außerdem gründeten sie eigene Krankenkassen.
Besonders engagierte sich der Textilfabrikant Franz Brandts (1834-1914), der in seiner Firma einen Arbeiterausschuss schuf, der sich zu Anfang des 20. Jh. zu einem frühen Mitbestimmungsorgan entwickelte.
Ferner unterhielt Brandts eine Reihe sozialer Einrichtungen. 1880 wurde er zum Vorsitzenden des Verbandes „Arbeiterwohl" und 1890 zu dem des „Volksvereins für das katholische Deutschland" gewählt, der zum Inbegriff für die katholische Sozialreform wurde und bis 1933 bestand. Kurz vor dem 1.Weltkrieg hatte er über 800.000 Mitglieder.
Er stellte die bestehende Wirtschaftsordnung nicht in Frage, forderte aber den Staat zur Sozialpolitik auf und bemühte sich erfolgreich, die Arbeiter mündig zu machen und sie zu schulen, von ihren Rechten Gebrauch zu machen. Er baute eine schließlich 94.000 Bände umfassende Bibliothek auf, die heute in der Stadtbibliothek aufbewahrt wird. Auch die Bibliothek der Franziskaner, die 1899 nach Mönchengladbach kamen und hier von 1929 bis 1962 die Duns-Scotus-Akademie für das Ordensstudium unterhielten, ist erhalten.
1851 erhielt Gladbach den Anschluss an die Eisenbahnstrecke Krefeld-Ruhrort (heute Stadt Duisburg). In den beiden folgenden Jahren wurden die Verbindungen nach Rheydt, Neuss und Aachen geschaffen.
Damit war Mönchengladbach zu einem Eisenbahnknotenpunkt geworden. Dadurch wurden die Fahrzeiten für Güter und Personen drastisch verkürzt. Waren die ersten Strecken noch von Westen nach Osten ausgerichtet gewesen, so dauerte es bis 1866, ehe mit dem Anschluss nach Venlo und seit 1899 mit dem Anschluss nach Köln eine Nord-Süd-Verbindung erbaut wurde. Der Anschluss an dieses dichte Eisenbahnnetz ist für die wirtschaftliche Entwicklung von entscheidender Bedeutung gewesen.
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