Heute vor genau 180 Jahren, am 12. November 1834, wurde der Textilfabrikant Franz Brandts, in Mönchengladbach geboren. Er entstammte einer alten Schöffenfamilie. Sein Vater, Franz Anton Brandts, war Baumwoll-Verleger, seine Mutter Apollonia, geborene Déhaut, Tochter eines Bierbrauers in Kaiserslautern. Von 1845 bis 1849 besuchte er das Mönchengladbacher siebenklassige Progymnasium. Von 1849 bis 1872 war Brandts tätig im väterlichen Textilbetrieb. 1863 unternahm er eine Weiterbildungsreise in das industriell führende England zum Kennenlernen der Fertigungsmethoden in der dortigen Textilindustrie. Seine Eindrücke führten 1865 zur Aufstellung mechanischer Webstühle in der Fabrik des Vaters. Brandts markierte damit den Beginn der mechanischen Halbwollweberei in Mönchengladbach. Von 1871 bis 1904 war Brandts Mitglied der Stadtverordnetenversammlung. Sein soziales Interesse galt Arbeitern und Bürgern gleichermaßen.
1872, als Brandts sich selbständig gemacht hatte, führte er einen Arbeiterausschuss (Ältestenkollegium) in seiner Firma ein, der bei den Wohlfahrtseinrichtungen der Fabrik (Krankenversicherung, Darlehenskasse, Bücherei, Kindergarten, Betriebsküche, Nähschule u. a.) sowie bei der Beaufsichtigung der Arbeitsordnung mitwirkte und aus dem sich nach und nach eine Vorstufe eines Betriebsrats entwickelte. Seine Fabrikordnung garantierte den Arbeitern seiner Firma Selbstverantwortung und innerbetriebliche Mitverwaltung. Im Kern war Brandts' Betriebspolitik patriarchalisch.
Wegen seiner vorbildlichen Einrichtungen wurde Brandts 1880 Vorsitzender des Verbandes katholischer Industrieller und Arbeiterfreunde "Arbeiterwohl", der unter Mitarbeit von Franz Hitze praktisch-soziale Handreichungen bot und als Urzelle des 1890 gegründeten Volksvereins für das katholische Deutschland gelten kann, dessen Vorsitz Brandts ebenfalls übernahm. Deshalb errichtete der von Brandts, Hitze und Ludwig Windthorst geschaffene Volksverein seine Zentrale in Mönchengladbach und macht die Stadt zu einem Synonym für christliche Sozialreform. Brandts unterstützte als Vorsitzender die Ziele des Volksvereins ohne Vorbehalt und ertrug auch, dass er von integralistischen katholischen Kreisen, die einer Laienorganisation misstrauten, öffentlich angegriffen wurde. Nie nahm er auch im Kulturkampf ein Blatt vor den Mund. Eine Anzeige wegen eines antipreußischen Flugblattes brachte ihn in Düsseldorf vor Gericht, doch wurde er freigesprochen.
Brandts' Firma war sehr erfolgreich und zahlte Spitzenlöhne. Seine Arbeiter verehrten ihn als Fabrikvater. Der Volksverein wuchs in Brandts' Zeit auf über 800.000 Mitglieder an - ein Beweis dafür, wie erfolgreich seine Idee einer Partnerschaft von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gewesen ist. Statt des sonst üblichen Titels eines Kommerzienrats, der von Preußen ausdrücklich abgelehnt wurde, erhielt Brandts 1896 von Kaiser Wilhelm II. den selten verliehenen Wilhelmsorden. Am 5. Oktober 1914 starb Franz Brandts in Mönchengladbach.